Erziehung, Kultur, Kunst und Atmosphäre
Jüdische Leiter in Europa mussten sich nach dem Krieg und nach dem Holocaust mit essentiellen Aufgaben auseinandersetzen: die Fürsorge und Erziehung von Kindern, die den Holocaust überlebt hatten oder in den DP-Lagern geboren worden waren. Ein besonderes Phänomen, das am Ende der Verfolgung und nach den Todeslagern auftrat, war der Baby-Boom unter den europäischen Juden, deren Geburtenrate wesentlich höher lag als der normale europäische Durchschnitt. Gemeinden organisierten „Kinderhäuser“, die medizinische Dienste und Nahrungsmittel für die neugeborenen Säuglinge und deren Mütter wenigstens in den ersten Monaten nach der Geburt zur Verfügung stellten. Eine weitere Aufgabe der jüdischen Leitung in den DP-Lagern war, jene Kinder und Jugendliche zu versorgen, die nach dem Krieg in Klöstern und Konventen zurückgelassen worden waren oder zu Tausenden die Straßen durchstreiften. Diese Kinder und Jugendlichen wurden von den zionistischen Jugendbewegungen versorgt, darunter HaChalutz (Pioniere), Dror (Freiheit), HaShomer Hatzair (der junge Wächter), Bachad (Bund religiöser Pioniere), Mizrachi (Misrachi-Organisation), Pachach (Pioniersoldaten und Partisanen), Joint und Jewish Agency.
Neben der Sammlung der in ganz Europa zerstreuten Minderjährigen war die Hauptaufgabe all dieser Organisationen, den Kindern und Jugendlichen eine zionistische Erziehung im Geist der Pioniere zu geben, ihnen Hebräisch beizubringen und Fachkenntnisse in der Landwirtschaft zu vermitteln, um sie auf die Immigration nach Israel vorzubereiten. In den Lagern wurden Klassen eingerichtet, die ein breites Spektrum an Altersgruppen abdeckten. Jede Altersgruppe hatte ihre eigene Organisationsform. Die Kinder bis zum Alter von 14 – 15 Jahren wurden in Kinderkommunen untergebracht und die Älteren in Erwachsenenkommunen. Diese Kommunen, oder Kibbuzim, organisierten alle Kinder vom Grundschulalter bis zur Oberstufe und hin zu religiösen Jeschiwot. Die Kommunen waren ein Ersatz für die in den Kriegsjahren verlorene Familie und das zerstörte Heim und bot körperliche Sicherheit sowie Nahrung, Kleidung und Bildung.
Zu den Kommunen gehörten auch Kinder, die von ihren Eltern dorthin geschickt wurden, nachdem es ihnen gelungen war, ihre Familien nach dem Krieg in den DP-Lagern wieder zu vereinen. Diese Eltern zogen es vor, ihre Kinder den Kommunen anzuvertrauen, wo Bildung, persönliche Sicherheit und Gesundheitsvorsorge viel besser waren als alles, was ihre Eltern ihnen in ihrem eigenen Zuhause bieten konnten.
In manchen Fällen hatten die Eltern keine Ahnung, was in den Kommunen vor sich ging. Es gibt Berichte von Kindern, die mit ihren Kommunen zusammen nach Israel ausreisten, ohne dass ihre Eltern davon wussten. Die folgende Geschichte aus dem Lager in Bergen-Belsen hebt hervor, wie tief die Trennung zwischen Eltern und Kommunen war. An jenem Tag, als die britischen Deportationsschiffe die Exodus-Immigranten nach Hamburg zurückbrachten, wussten die Eltern aus dem Lager in Bergen-Belsen, die nach Hamburg gefahren waren, um dort gegen die Deportation nach Deutschland zu demonstrieren, nicht, dass ihre eigenen Kinder gleichzeitig mit Gewalt von den Schiffen geholt wurden.
Die Erzieher und Betreuer in den Kommunen, Lehrer und Seelsorger, dienten als Ersatz für den familiären Zusammenhalt, den die Kinder während des Krieges verloren hatten. Die Kinder wagten es nicht, sich von ihren Lehrern zu entfernen und gehorchten ihnen aufs Wort. Als das Selbstbewusstsein der Kinder langsam erwachte, waren sie immer überzeugter davon, dass die Umgebung der Kommune sie beschützte und sie irgendwann nach Israel bringen würde. Ein 14jähriges Mädchen, das ohne Familienangehörige als Mitglied der „Kinderkommune“ auf der Exodus gewesen war, schrieb während seiner Zeit an Bord des Deportationsschiffes in sein Tagebuch: „Trotz der Überfüllung, der Hitze und schlechten Luft, der wenigen Bekleidung und unmenschlichen Lebensbedingungen auf dem Deportationsschiff, gingen die Jungen und Mädchen in der Kinderkommune miteinander respektvoll und sittsam um.“ Sie beschrieb, wie einer der Jungen, als ihr kalt war und sie keine wärmende Kleidung hatte, einen warmen Mantel für sie fand und sie darin einwickelte, während sie schlief.
Der erzieherische und kulturelle Rahmen war während der ganzen Zeit, als die Deportationsschiffe im Hafen von Port de Bouc und Gibraltar lagen und während der Überfahrt nach Hamburg, aktiv.
Avner Gilead (Scandy) von der Palyam war als blinder Passagier auf der Runnymede Park, als sie in Port de Bouc lag. Er schrieb in sein Tagebuch, dass er im Hauptquartier eine große Lieferung von Notizbüchern und Schreibutensilien angefordert hatte, um auf den Deportationsschiffen Schulunterricht abhalten zu können, den Kindern Hebräisch beizubringen und den Erwachsenen religiöse Unterweisung zu geben. Diese Schulen umfassten Hunderte von Schülern. Darüber hinaus gab es an den Abenden Angebote für gemeinsames Singen, Vorträge und sogar Puppentheater. Die Puppen wurden auf den Schiffen hergestellt und das Puppentheater spielte sein Programm abwechselnd auf den in Port de Bouc liegenden Schiffen.
Ähnliches berichtet auch Meir Schwartz, der sich an Bord der Ocean Vigour schmuggelte. Meir Schwartz zählte 230 Kinder und 300 Erwachsene in den Klassen. Micha Perry (Gad) berichtete, dass zusätzlich auch die Zeitung BaDerech (Auf dem Weg) auf der Empire Rival herausgegeben wurde. Die Abgesandten Scandy, Gad und Schwartz bezeugten, dass die Bildungsangebote und kulturellen Aktivitäten die Moral und den Zusammenhalt der Immigranten immens stärkte und ihnen die Kraft gaben, die schwierigen Umstände auf den Deportationsschiffen zu ertragen.
In den DP-Lagern gab es einige kulturelle Gemeinschaftseinrichtungen wie Büchereien, Küchen, die für alle zugänglich waren, Theater und auch rabbinische Gerichte, die hauptsächlich Ehelizenzen ausstellten und sich um die Auflösung der Ehen von vielen Frauen kümmerten, deren Ehemänner nach dem Krieg vermisst waren. Die Jugendbewegungen publizierten Zeitungen, darunter auch BaDerech, die zuerst auf der Empire Rival herausgegeben und dann in den Lagern „Am Stau“ und Sengwarden fortgeführt wurde.
Viele der Deportierten von der Exodus hielten ihre Drangsal in den Notizbüchern fest, die sie auf den Deportationsschiffen und in den Lagern erhalten hatten. Sie führten ihre Tagebücher so detailliert dass sie nicht nur die Tage, sondern teilweise auch die Stunden festhielten. Diese Tagebücher dienten als Grundlage für mehrere Bücher über die Reise der Exodus und die Rückkehr nach Israel nach der Deportation.
Auf der Exodus gab es Künstler, die malten, musizierten, sangen, Gedichte und Prosa schrieben. Zu den bekanntesten Liedern, die auf der Exodus verfasst und vertont wurden, gehört die „Exodushymne“ und Altermans „Die Nation und ihr Gesandter“. Diese Künstler malten die neuen Schilder für die Exodus an dem Tag, an welchem die President Warfield umbenannt wurde in „Haganah-Schiff Exodus 1947“. Bei der großen Demonstration in Port de Bouc malten sie die Flagge der britischen Flotte mit einer zusätzlichen Swastika, und natürlich malten sie auch die Plakate, die während den Demonstrationen gegen die Briten eingesetzt wurden.
Ein Mädchen aus der Kinderkommune, eine Exodus-Immigrantin, die außergewöhnlich begabt in Musik und Gesang war, erzählt, dass ihr Gesang einmal ein Baby beruhigte, das unaufhörlich geweint hatte.
Ihre Geschichten sind unter den nun folgenden Links gesammelt. Alle enthalten Beiträge zu den Themen Bildung, Kultur und Kunst im Zusammenhang mit den Exodus-Immigranten.
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Lieder und Gedichte von Exodus-Immigranten oder über ihre lange Reise
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Fotos vom Leben in den Kinderkommunen und von den Unterrichtsklassen
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Namenslisten der Zionistischen Jugendgruppen in den Kommunen Bar Kochba und Nitzanim ------>
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Auszüge aus persönlichen Tagebüchern
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Videos von Immigranten, die ihre Geschichte erzählen
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Clips von Liedern und Schauspiel
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Plastiken und Gemälde
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Lieder und Gedichte von Exodus-Immigranten oder über ihre lange Reise
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Exodus-Dokumente aus der Nationalbibliothek in Jerusalem
http://www.archives.gov.il/archives/#/Archive/0b0717068031b93e/File/0b071706804bcfa4
http://www.archives.gov.il/archives/#/Archive/0b0717068031b93e/File/0b071706804b2a64
http://www.archives.gov.il/archives/#/Archive/0b0717068031b93e/File/0b071706804bcfa3
חומרים מהארץ ומהעולם המתיחסים לאניה אקסודוס ומעפיליה
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Zeitungsausschnitte
מאגר קטעי העיתונים הגדול ביותר על האקסודוס מצוי במכון ז'בוטינסקי שבבית ז'בוטינסקי בתל אביב.
http://www.infocenters.co.il/…/Files/…/%D7%9B6%20-5_29_1.PDF
http://www.infocenters.co.il/…/Files/…/%D7%9B6%20-5_29_2.PDF
http://www.infocenters.co.il/…/Files/…/%D7%9B6%20-5_29_3.PDF
http://www.infocenters.co.il/…/Files/…/%D7%9B6%20-5_29_4.PDF
קטעי עיתון "דבר"
http://www.davar1.co.il/wp-content/uploads/2016/07/210716_old_davar-05.jpg
קטעי עיתונות שונים אודות האקסודוס ומעפיליה
מצבם של מעפילי האקסודוס במחנות העקורים Pöppendorf ו - Am Stau מתואר בעיתון
The Canadian Jewish Chronicle מה - 12.9.1947
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Fotos vom Leben in den Kinderkommunen und von den Unterrichtsklassen